Rundschau vom 22. März 2000

Kreativer Umgang mit der Abstraktion

Der Ton macht die Figur

Angela Stösser wird über die Grenzen der Oberpfalz hinaus bekannt


Regenstauf. Ton ist das bevorzugte Material der Wahl-Regenstauferin Angela Stösser. "Ein weiblicher Stoff", findet sie, "er ist zunächst weich, wird aber schließlich hart." In der Oberpfalz hat die Künstlerin einen guten Ruf. Jetzt wagt sie mit einer ungewöhnlichen Ausstellung in Augsburg ein neues Projekt.

Hartnäckigkeit zahlt sich einfach aus. Während einer Tagung in Augsburg besichtigte Angela Stösser auch die Sehenswürdigkeiten der Stadt und fand den Kreuzgang und das Lutherhöfle von St. Anna. "Ich war so davon angetan, dass ich die Idee hatte, hier meine Skulpturen auszustellen", erzählt sie.

Skulpturen im Kreuzgang

Jetzt, drei Jahre später, ist es nach gründlicher Vorbereitung so weit. Im Kreuzgang stehen Terracottaobjekte, geformt aus eisenhaltigem Ton und bei 900 Grad gebrannt. Fürs Lutherhöfle entschied sich die Künstlerin für helles Steinzeug, bei fast 1300 Grad gebrannt und damit wetterbeständig.

Nach Einzel- und Gruppenausstellungen in München, Berlin, Regensburg und Burglengenfeld sowie einer Skulpturenausstellung bei der Landesgartenschau in Neumarkt ist dies das wichtigste Projekt der Regenstaufer Bildhauerin. Schließlich darf sie als erste zeitgenössische Künstlerin ihre Werke in diesem historischen Rahmen zeigen.

Seit 1980 hat Angela Stösser ihr eigenes Keramikatelier in Regenstauf. Die gebürtige Württembergerin kam in die Oberpfalz, als ihr Mann, jetzt Leiter des Gartenbauamts, bei der Stadt Regensburg angestellt wurde. "Wir haben uns hier niedergelassen, weil die Atmosphäre so wunderschön ist, und auch - ganz profan - weil es sich hier günstig wohnen lässt", erzählt sie.

Die Kunst der Abstraktion

Schon während ihres Kunststudiums in Schwäbisch Gmünd und München lag ihre Stärke bei der Formengebung, besonders durch Modellieren von Ton. "Über den Weg der naturalischitschen Darstellung fand ich immer mehr den Zugang zum für mich Wesentlichen und die Formen reduzierten sich", beschreibt die Künstlerin ihren Weg. "Ich kam zu der Einsicht: Weniger ist mehr."

Ihre Kunst ist kreativer Umgang mit der Abstrakion. Sier verarbeitet , unabhängig von flüchtigen Moderichtungen, eigene Erlebnisse und Erfahrungen. Diese erfassen den Ursprung der Lebewesen, ihre Entwicklung und - in den Frauengestalten - ihre Fruchtbarkein.

Terrakotta und Steinzeug

Linien sind für die Künstlerin Kräfte, Stellen an denen sie sich verändern oder kreuzen sind bedeutsam und verlangen Betonung. Vertikale Linien wirken streckend, horizontale ruhig, während diagonale den Wechsle charakterisieren. Kurven verdeutlichen Schönheit, Kanten Kraft.

Ton ist noch immer das bevorzugte Material von Angela Stösser. Zu den Terrakottaarbeiten kam durch die Erfahrung beim Keramiksymposium 1993 in Ponholz noch das Steinzeug hinzu. Durch den Brennvorgang bei 1280 Grad werden die Skulpturen hart gesintert und bekommen einen dem Kalkstein ähnlichen Farbton.

(Von Manfred Rohm)